Guido Nussbaums g.wichtige Figur
In der Datenbank der Graphischen Sammlung ETH ist das Kunstwerk Stapelmann von Guido Nussbaum (*1948) von 1979 noch nicht erfasst. Ein Blick in den alten Zettelkatalog bringt Erleichterung: Es handelt sich bei dieser Arbeit nicht um 10’000 Einzelwerke, sondern um ein einzelnes Objekt, das aus eben jenen Blättern in drei Formaten, bedruckt mit derselben Zeichnung, besteht. Sie bildet eine Figur aus aufgestapelten Einzelblättern ab, tausendfach vervielfältigt im Offset-Druck. Werden die Papierblätter so aufgeschichtet wie auf der Zeichnung sichtbar, werden sie zu einem einzelnen, einzigartigen und menschengrossen Kunstwerk. Der Stapelmann bzw. Biigimanöggel, wie die Plastik auch heisst, kann zur Konzeptkunst gezählt werden. Es gibt nur ein einziges Exemplar, obwohl es im Prinzip kopiert und als «Nussbaum» verkauft werden könnte. «Es wäre mir gleichgültig, wenn es jemand nachahmen würde; es ist ein Original – und doch kein Original», sprachwitzelt der Künstler. Er habe es nicht signiert, das passe hier nicht, meint er. Und er glaube auch nicht an den Mythos des Originals. Ab Ende der 1970er-Jahre erschuf Nussbaum diverse Manöggel in verschiedenen Techniken.
Der Künstler schreibt nach der ersten Kontaktaufnahme, er habe schon befürchtet, sein Stapelmann sei entsorgt worden. Erleichtert und erfreut darüber, dass er noch immer gut gelagert existiert, reist er extra von Basel nach Zürich und gibt bereitwillig, gut gelaunt und humorvoll Auskunft über sein Werk.
Temporäres Fotostudio im Ausstellungsraum
Die 10’000 Blätter des Stapelmanns sind üblicherweise in sieben alterungsbeständigen Kartonschachteln verpackt. Doch nun soll das Werk katalogisiert, mit einem Abbild versehen und online zugänglich gemacht werden.
Solche Kunstwerke lassen sich schlecht auf den Scantisch legen. Der Scanner wird daher durch eine Fotokamera ersetzt, der Ausstellungsraum während einer Umbauphase in ein Fotostudio umgewandelt. Der Museumstechniker und ausgebildete Fotograf der Graphischen Sammlung, Livio Baumgartner, nimmt in dieser Sommerwoche mehrere grosse Kunstwerke vor seine Linse, die aufgrund des Formats nicht gescannt werden können.
Das Kunstwerk von Nussbaum wird mit Hilfe des Restaurators Kevin Cilurzo und in Anwesenheit des Künstlers gemäss der Zeichnung auf den Blättern aufgeschichtet. Es wurde vor 18 Jahren zum letzten Mal ausgestellt und wird jetzt nur einen kurzen Augenblick für einen kleinen Kreis von Mitarbeitenden erlebbar, um es auf einem Foto zu verewigen. Anhand des Zettelkatalogs aus dem Jahr 1998 werden die üblichen Metadaten zum Werk, wie Blattgrösse oder Technik, überprüft und in die Datenbank eingetragen. Hinzu kommt neu das Gewicht: 174,1 Kilogramm wiegt der Biigimanöggel – das wohl schwerste Kunstwerk in der Graphischen Sammlung, die sonst leichtgewichtige Druckgraphik auf Papier sammelt und aufbewahrt.
Weitere grossformatige Arbeiten neu im Sammlungskatalog
Im Rahmen des Digitalisierungsprojekts wurden kürzlich 20 weitere grossformatige Werke extern fotografiert, darunter die je rund 2 x 5 Meter grossen Holzschnitte von Corsin Fontana (Inv.nr. D 46906) und Josef Felix Müller (Inv.nr 1987.120); auch sie sind neu zugänglich im Sammlungskatalog Online unter www.e-gs.ethz.ch.